Konsequenter Nichtraucherschutz gefordert

Die Österreichische Krebshilfe appelliert seit Jahren an heimische Politiker, klare und konsequente Regelungen für den Nichtraucherschutz zu setzen. Eine aktuelle SPECTRA Studie zeigt, dass sich auch die Österreichische Bevölkerung mit Rauchverboten in Lokalen anfreundet. Trotzdem ist noch immer vielen Menschen die Gefahr des Passivrauchens nicht bewusst. Während das Recht auf sauberes Wasser für uns selbstverständlich ist, fehlt bei der Luft noch einiges an Bewusstsein. Anlässlich des Weltnichtrauchertages 2008 macht die Österreichische Krebshilfe einmal mehr auf diese Problematik aufmerksam.

 

Österreichische Krebshilfe fordert Nichtraucherschutz für alle
Die Österreichische Krebshilfe appelliert seit Jahren an heimische Politiker, klare und konsequente Regelungen für den Nichtraucherschutz zu setzen. Denn viele europäische Staaten beweisen es schon: Rauchverbote wirken und helfen auch, den Rauchereinstieg von Kindern und Jugendlichen zu verhindern.

Viele Länder in Europa und auf der Welt haben die Bedeutung des Nichtraucherschutzes bereits erkannt und entsprechende Maßnahmen gesetzlich getroffen. Auch in Österreich gibt es bereits Nichtraucherschutzmaßnahmen wie das generelle Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden oder in Flugzeugen. Die ab 2009 in Österreich in Kraft tretenden Vorschriften für den Nichtraucherschutz in der Gastronomie sind aus Sicht der Krebshilfe nicht zielführend: „Wenn jetzt schon jedermann weiß, dass Bestimmungen der EU auch für Österreich in Kraft treten werden, dann ist diese ‚Österreichische Lösung’ sehr kurzsichtig,“ erklärt Krebshilfe Präsident Univ. Prof. Dr. Paul Sevelda. „Wir appellieren an die Verantwortlichen, doch gleich eine endgültige Lösung im Sinne der Wirtschaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit aller Gastronomie-Betriebe zu beschließen.“

Diese ‚Österreichische Lösung’ birgt aus Sicht der Krebshilfe aber auch einige Gefahren, die den geplanten Nichtraucherschutz konterkarieren: „Die Bestimmungen für Lokale von 49 bis 80 Quadratmeter sind so ungenau, dass – im schlimmsten Fall – unzählige neue Raucherlokale entstehen werden.“ Und auch der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Passivrauch bzw. vor dem Einstieg in Raucherkarrieren bleibt bei dem geplanten Gesetz auf der Strecke.

Die aktuelle SPECTRA Studie zeigt einmal mehr: der Großteil der jugendlichen Raucher beginnt im Alter von 16 – 19 Jahren mit dem regelmäßigen Zigarettenkonsum. „Das ist genau jenes Alter, wo der Auftritt in Bars und Diskotheken besonders zum Image des Jugendlichen beiträgt. Die beschlossene Regelung zeigt gerade hier keinerlei wirksame Maßnahmen, um Jugendliche an dem möglichen Rauchereinstieg zu hindern,“ so Sevelda. „Ein generelles Rauchverbot in allen Gastronomiebetrieben und Diskotheken ist für uns die einzige mögliche Maßnahme, um ALLE Bürgerinnen und Bürger Österreichs, insbesondere aber die Jugend vor den Gefahren des Tabaks zu schützen.“

Umfassender Nichtraucherschutz gefordert
Die Österreichische Krebshilfe unterstützt aus diesen Gründen alle Maßnahmen, die zu einer Verbesserung des Nichtraucherschutzes führen. In diesem Sinne fordert und unterstützt die Österreichische Krebshilfe ein generelles Rauchverbot in allen Gastronomiebetrieben und Diskotheken als die einzige mögliche Maßnahme um

  • einen umfassenden Schutz der Nichtraucher zu gewährleisten
  • die Jugend bei ihren Freizeitaktivitäten vor dem schädlichen Einfluss des Mitrauchens zu schützen
  • Jugendliche davor zu bewahren, mit dem Rauchen zu beginnen
  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gastronomiebetrieben vor dem schädlichen Einfluss des Mitrauchens zu schützen
  • eine gerechte Lösung für ALLE Gastronomiebetriebe zu schaffen, die nicht zwischen „Kleinen und Großen" unterschiedet
  • hohe Investitionen in Umbauten zu vermeiden, die bei schon heute absehbarer Entwicklung in einigen Jahren nutzlos geworden sein werden, wenn doch ein generelles Rauchverbot eingeführt wird.

Hilfe beim Raucherausstieg gefordert
Der Österreichischen Krebshilfe ist es aber auch ein großes Anliegen, all jenen zu helfen, die einen Ausstieg aus der Nikotinsucht planen. Laut SPECTRA Studie unternahmen bereits 45 % der heimischen Raucher mindestens einen ernsthaften Versuch, mit dem Rauchen aufzuhören. „Wir wissen, dass knapp 40 % aller heimischen Raucher nikotinabhängig sind. Diese Raucher sind Suchtkranke. Es ist daher unbedingt notwendig, diese Menschen bei dem Ausstieg aus ihrer Sucht zu unterstützen. Auch hier gilt es, klare gesundheitspolitische Zeichen zu setzen," bekräftigt der Präsident der Krebshilfe. „Wir fordern daher die Raucherentwöhnung auf Krankenschein."

Krank durch Passivrauch
In Österreich sterben täglich zwei bis drei Menschen an den Folgen von Passivrauch. Die überwiegende Zahl davon an Schlaganfall und Herzinfarkt, aber auch an Lungenkrebs sowie an chronischen Lungenkrankheiten und Asthma. Österreichs Ärzte schlagen daher Alarm: Während das Recht auf sauberes Wasser für uns selbstverständlich ist, fehlt bei der Luft noch jegliches Eingeständnis dieser Notwendigkeit.

Über 4.000 verschiedene chemische Substanzen sind im Zigarettenrauch enthalten, über 30 davon sind krebserregend. Passivraucher atmen – ungewollt – sowohl den vom Raucher ausgeatmeten Hauptstromrauch, als auch den von der glimmenden Zigarette ausgehenden Nebenstromrauch ein. Gerade der Nebenstromrauch weist eine viel höhere Schadstoffkonzentration auf, da er ungefiltert ist. Die Auswirkungen von Passivrauch sind abhängig von der Anzahl der gerauchten Zigaretten, der Beschaffenheit des Raumes (Größe, Temperatur, Belüftung etc.) und dem jeweiligen Gesundheitszustand (Lungenvolumen, Alter etc.) des Passivrauchenden. Die Belastung ist zudem abhängig von der räumlichen Distanz zum Raucher.

„Von der neuesten SPECTRA-Studie wissen wir, dass es eine hohe Akzeptanz für rauchfreie Bereiche gibt. 55 % der Österreicher möchten Restaurants und Speisebetriebe, 35 % auch Lokale, die kleiner als 75 qm sind, rauchfrei haben. Und sogar 30 % der Österreicher befürworten rauchfreie Kaffeehäuser. Dieser Wunsch hängt mit der Einschätzung der Rauchbelastung als gefährlich oder weniger gefährlich zusammen" erläutert Prim. Dr. Herwig Schinko, Abt. f. Atem- und Lungenkrankheiten am LKH Linz und Präsident der Krebshilfe Oberösterreich.

Akute und chronische Gesundheitsschäden bei Erwachsenen Passivrauchen verursacht Augenbrennen und -tränen, Schwellungen und Rötungen der Schleimhäute und vermehrte Infektanfälligkeit. Neben Reizungen des Atemtraktes können Kopfschmerzen, Schwindelanfälle, Atemlosigkeit und Müdigkeit auftreten. Allergiker sind besonders betroffen.

Die Liste der akuten und chronischen respiratorischen Symptome durch Passivrauch ist lang: Kurzatmigkeit, Auswurf, Husten, Atembeschwerden bei körperlicher Belastung und Bronchitis sowie eine erhöhte Anfallsneigung bei Asthmakranken.

Die Lunge ist vom Passivrauch besonders betroffen. Die Einwirkung des unfreiwillig eingeatmeten Tabakrauchs kann die Lungenfunktion von Nichtrauchern selbst bei mäßiger körperlicher Belastung um bis zu 8 % einschränken. Darüber hinaus erhöht Passivrauchen das Risiko für die Entstehung von Lungenkrebs (20 % – 30 %).

Aus der Lunge werden toxische Stoffe des Tabakrauchs in den Blutkreislauf aufgenommen. Diese schädigen die Gefäßwände, führen zu deren Verdickung, verschlechtern die Zusammensetzung der Blutfette und beschleunigen die Verklumpung der Blutplättchen. Viele dieser Veränderungen zeigen sich in Studien an Nichtrauchern schon nach 30 Minuten nach Passivrauch-Exposition und können vor allem bei schon Gefäßerkrankten Angina Pectoris, koronare Herzerkrankungen und Schlaganfälle sowie Herzinfarkte auslösen.

Akute und chronische Gesundheitsschäden durch Passivrauch:

    Atemwege:

  • Asthma (40 % – 60 % erhöhtes Risiko)
  • Lungenentzündung
  • Bronchitis
  • Mittelohrentzündung bei Kindern
  • verringerte Lungenfunktionswerte
  • Reizung der Nase und Augen
  • Reizung der Atemwege mit Husten und Auswurf
  • Krebserkrankungen:

  • Lungenkrebs (20 % - 30 % erhöhtes Risiko)
  • Brustkrebs vor der Menopause (70 % - 120 % erhöhtes Risiko)
  • Herz- und Kreislauferkrankungen:

  • koronare Herzerkrankungen
  • Herzinfarkt (32 % erhöhtes Risiko)
  • Schlaganfall (82 % erhöhtes Risiko)
  • Gefäßverschlusserkrankungen
  • Arteriosklerose

Risiken des Passivrauchs für das ungeborene Kind
Für ungeborene Kinder ist das mütterliche Rauchen bzw. Passivrauchen während der Schwangerschaft ein bedeutender und zugleich einer der am leichtesten zu vermeidenden Risikofaktoren. Viele der im Tabakrauch enthaltenen Schadstoffe können die Plazenta durchdringen und in den fetalen Blutkreislauf eintreten. Dadurch ergeben sich erhöhte Gefahren wie beispielsweise Spontanaborte, Frühgeburten, vorzeitiger Blasensprung, geringes Geburtsgewicht, vermindertes Wachstum, Totgeburten, Missbildungen und Atemwegserkrankungen.

Risiken des Passivrauchs für Säuglinge und Kleinkinder
Der kindliche Organismus reagiert viel empfindlicher auf die Einwirkungen des Tabakrauchs als der erwachsene Organismus. Säuglinge, Kleinkinder und Kinder müssen daher vor dem Passivrauch besonders geschützt werden. Kinder aus Raucherhaushalten klagen häufiger über Beeinträchtigungen des Allgemeinbefindens wie Bauchweh, Schwindel, Kopfschmerzen oder Konzentrationsstörungen.

Passivrauch führt darüber hinaus zur Entstehung und Verschlimmerung von Asthma bei Kindern. Das Risiko für Mittelohrentzündungen erhöht sich und der Zusammenhang von Passivrauch und plötzlichem Kindstod ist erwiesen. Ebenso wurde ein Zusammenhang zwischen Passivrauch und Verhaltensauffälligkeiten bzw. Lernschwierigkeiten bei Kindern gefunden.

Nichtraucherschutz gefordert
Während Raucher sich dem Risiko des Tabakrauchs – zumindest bevor sie eine Nikotin-Sucht entwickeln – freiwillig unterwerfen, sind Nichtraucher diesen Gefahren oftmals gegen ihren Willen ausgesetzt. „Als Ärzte sind wir gefordert, den Nichtrauchern zu helfen, ihre Gesundheit zu erhalten, Raucher wie Nichtraucher über die Gefahren des Passivrauchens aufzuklären und die politisch Verantwortlichen aufzufordern, Nichtraucher durch entsprechende Gesetze zu schützen", bekräftigt der Pneumologe Schinko.

Präsentation "Die Raucherin Österreich":

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Weitere Informationen:

Österreichische Krebshilfe
Univ. Prof. Dr. Paul Sevelda
Präsident der Österreichischen Krebshilfe
Tel. 01/7966450
E-Mail: service(at)krebshilfe.net

Prim. Dr. Herwig Schinko
Präsident der Krebshilfe Oberösterreich
Tel. 0732/77 77 56-0
E-Mail: office(at)krebshilfe-ooe.at

Pressekontakt:
Mag. Martina Löwe – Kommunikationsfachfrau
Tel. 0699/14500603
E-Mail: loewe(at)kommunikationsfachfrau.at