Das Wiederauftreten
"Brennender Schmerz kann auch in der Seele wohnen." - unbekannt
Das Wiederauftreten eines Tumors (Rezidiv) stellt einen großen Rückschlag dar.
Nachdem man gemeinsam die schwere Zeit der Krankheit, der Behandlungen, der Krankenhausaufenthalte und der Rehabilitation hinter sich gebracht und eine Phase der relativen Gesundung erlebt hat, bedeutet ein Rezidiv einen völligen Einbruch.
Eben erst wieder auf dem Weg zurück in den Alltag, ein vorsichtiges Aufkeimen der Hoffnung auf einen endgültigen Sieg über den Krebs - und dann ist mit einem Schlag alles zunichte!
Die neuerlich notwendigen, vielleicht aufwändigen Durchuntersuchungen, die Ängste, das Zittern vor jedem Befund, die Wahrscheinlichkeit neuerlicher Krankenhausaufenthalte rufen Erinnerungen an die Zeit der Ersterkrankung hervor.
Alte Erinnerungen an bereits überstanden Geglaubtes werden wieder wach. Nicht selten tritt die Frage auf "Geht jetzt alles wieder von vorn los?"
Die Hoffnung auf Heilung schwindet und oft steigt die Angst vor dem Tod jetzt ganz massiv hoch. Gefühle der Ohnmacht, der Enttäuschung und der Wut kommen hoch. Auch das Gefühl, trotz aller Bemühungen versagt oder nicht genug getan zu haben, kann sich einstellen. Starke Angstgefühle, vor allem bezüglich bereits bekannter Belastungen (anstrengende Therapien, Zerstörung der eben erst wiedergewonnenen Alltagsstrukturen, etc.) Hilflosigkeit und Kontrollverlust können diese Zeit prägen.
Es können auch Zweifel hinsichtlich der bisher unternommenen schulmedizinischen Behandlungsmethoden auftreten - und eine vermehrte Zuwendung zu "alternativen" Therapien erfolgen.
Suchen Sie das offene Gespräch mit vertrauenswürdigen Personen, um Ordnung in Ihr Gefühlschaos zu bringen und um das weitere Vorgehen planen zu können.
Denken Sie an die Strategien, die Sie während der ersten Krankheitsphase entwickelt haben und rufen Sie sich jene Situationen in Erinnerung, die Ihnen bereits damals über die größten Krisen hinweggeholfen haben.
Vermitteln Sie dem Angehörigen das Gefühl, neuerlich als Ansprechpartner für seine Bedürfnisse, Ängste, Schmerzen und Hoffnungen zur Verfügung zu stehen. Respektieren Sie v.a. seine Reaktion, denn oft entzweit die Verzweiflung der Angehörigen und Freunde über eine erneute Erkrankung.
Mit Rebellion und Heranziehen aller erdenklichen Wundermittel möchte man die Bedrohung durch den Tod von dem geliebten Menschen fernhalten.
Oft übersehen die Angehörigen dabei aber, dass sie in ihrem Aktivismus die Bedürfnisse des Betroffenen gar nicht wahrnehmen und wertvolle Lebenszeit damit vergeuden.