Teil 2: Wie sagen wir’s den Kindern?
Mein Krebs und ich
Laura Castillo-Ritter, Brustkrebs
Krebs in der Familie
Lauras Eltern stammen von den Philippinen. Ihre Großeltern väterlicherseits waren beide früh an Krebs erkrankt, aber sind erst im hohen Alter daran gestorben. Als Laura mit ihrem ersten Kind schwanger war, wurde bei ihrem Vater Prostatakrebs diagnostiziert. Um seine Tochter zu schonen, hat er ihr lange nichts davon erzählt. „Ich hätte es mir eigentlich anders gewünscht. Ich denke, man sollte böse Nachrichten vor den Kindern nicht verheimlichen. Erwachsene sollen sich zwar zuerst alleine damit auseinandersetzen, um zu überlegen, wie man es mitteilt. Kinder sollen aber in jedem Alter so rasch wie möglich davon erfahren.“
Immer ehrlich zu den Kindern, aber kindgerecht
Laura ist verheiratet und ist Mutter von drei Buben im Alter von 10, 9 und 4 Jahren. Bei ihrer eigenen Diagnose wollte sie es anders machen: „Bei der Entscheidung, ob wir es den Kindern sagen oder nicht, war für mich klar – sie müssen es wissen. Was ich selbst gelernt habe: Man kann als Mutter Kindern mehr zuzutrauen, als man glaubt. Es war für mich kein Thema, dass ich es ihnen sage, sondern eher, wie ich es ihnen sagen soll.“ Laura lässt sich durch eine enge Freundin beraten, die ein Lymphom im fortgeschrittenen Stadium hatte: „Was mir im Kopf geblieben war, dass ihre Kinder gar nicht so viele Details wissen wollten, aber eines: ob es ihrer Mama jetzt gut geht. Und so war es dann schließlich auch bei unseren.“
Besonders stärken Laura die Gespräche mit ihrer Psychoonkologin aus dem Krankenhaus. Laura erkennt für sich, dass sie gemeinsam mit ihrem Mann die Möglichkeit hat, ihre Kinder auf deren Zukunft vorzubereiten. Sie könnten ihnen den Umgang mit der Krankheit vorleben und viel davon mitgeben, wie man allgemein Krisensituationen bewältigen kann. „Wir geben den Kindern viel in die Hand, wenn wir ihnen vorleben, wie wir Ruhe bewahren und nicht ständig in Panik verfallen. Wir integrieren diese Herausforderungen in unseren Alltag, weil Krankheit ein Teil unseres Lebens ist. Unsere Kinder werden gestärkt durch diese Erfahrungen herauskommen. So schütze ich sie am meisten.“
Vorbereitet in das Gespräch mit Kindern
Vorbereitet hat sich Laura auf die Gespräche mit ihren Kindern an Hand des Leitfadens „Mama/Papa hat Krebs“ der Krebshilfe Wien. „Am Anfang bin ich immer in Tränen ausgebrochen als ich die Kinder anschaute. Sie sind doch viel zu klein für sowas. Als Mutter habe ich den Anspruch, meine Kinder vor ganz furchtbaren Dingen zu schützen. Ich wollte zuerst selbst gefasst sein, bevor ich mi ihnen sprechen konnte.“ Lauras Freundin liest für sie die Broschüre und fasst sie schriftlich zusammen. Mit einer anderen Freundin übt Laura die Gesprächssituation wie in einem Rollenspiel.
Sie wollen wissen, ob es mir gut geht
„Im Endeffekt hat das Gespräch mit den Kindern eine Viertelstunde gedauert. Ich habe gefragt, ob ihnen etwas bei Mama aufgefallen sei. Sie wussten von meinen starken Rückenschmerzen und ich habe ehrlich gesagt, dass das eine Krankheit ist, die nicht wie ein kleiner Schnupfen ist, sondern dass man das Krebs nennt und ich Brustkrebs habe.“ Der 10- jährige Sohn kämpfte sichtlich am meisten damit, mit der Nachricht umzugehen. Aber das Beispiel der ehemals erkrankten Urgroßeltern und Großeltern half ihm zu verstehen, dass man mit einer Erkrankung durchaus länger leben kann und dass die begonnene Therapie Mama helfen wird. „Du musst dich dem Kind anpassen. Es gibt Kinder, die wollen alles wissen und es gibt Kinder, die wollen es nicht so genau wissen. Sie wollen aber wissen, ob es mir gut geht.“, hat Laura für sich erkannt.